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Dāntián
In der chinesischen Tradition gibt es drei wichtige Körperbereiche, die als „dantian” bezeichnet werden.
„Dantian” (cn. 丹田)
„Dan” bezieht sich auf „Dan Sha” (cn. 丹沙), wörtlich „roter Sand” und meint Zinnober, bzw. Cinnabarit. Dieses Mineral galt in der chinesischen Alchemie als Wundermittel und wurde vielen „Medikamenten” beigemengt und auch in Form von Pillen (cn. „Dan”, 丹) verabreicht. Man hielt Zinnober für ein Lebenselixier, wusste damals aber noch nicht, dass diese Quecksilberverbindung zur Vergiftung führt.
„Tian” bedeutet „Feld” und „Dan tian” entsprechend „Zinnoberfeld” oder „Feld des Elixiers”. Gemeint sind damit wichtige Körperbereiche, die bei Heilung, Energetisierung und Meditation von besonderer Bedeutung sind.
Teilen wir den Körper gedanklich zwischen Kopf und Knie in drei ähnlich große, horizontale Felder ein, so bildet der Kopf bis zu den Schultern das obere dantian (Shàng dāntián). Der Mittelpunkt dieses Feldes befindet sich zwischen den Augenbrauen.
Das mittlere dantian (Zhōng dāntián) reicht von den Schultern bis oberhalb vom Bauchnabel, der Mittelpunkt liegt zwischen den Brustwarzen.
Manchmal wird der Mittelpunkt auch in Höhe des Solarplexus verortet.
Das ist sehr schlüssig, denn in der Chakralehre (Manipura Chakra, sk. मणिपूरचक्र) wird über diesen Punkt Energie von außen aufgenommen, ebenso wie an dieser Stelle Qì aus Luft und Nahrung gewonnen wird.
Der chinesische Begriff Qì (cn. 氣/气) bedeutet „Energie”, „Atem” aber auch „Luft” und wird hier im Sinne von vitaler Energie und Lebenskraft verwendet – deckungsgleich mit dem japanischen „ki” (jp. き/気) und dem Sanskrit Begriff „prāṇa” im Yoga.
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Kopf-, Herz- und Bauchentscheidungen
Energetischer Mittelpunkt
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Konzept der Bandhas
Untrennbar mit „Core” verbunden ist das Konzept der Bandhas (sk. बन्ध, dt. „Bindung“ oder „Verschluss”). Dahinter steckt die Idee, die innere Energie – prāṇa – durch muskuläre Aktivität zu führen.
Im Yoga kennen wir drei solcher Verschlüsse:
- Mūlabandha (dt. „Wurzelverschluss”), tief unten im Becken
- Uḍḍīyānabandha (dt. „Hochflugverschluss“), im Unterbauch
- Jālandharabandha (dt. „Halsverschluss”), in der Mulde zwischen den Schlüsselbeinen
Interessanterweise liegt das mittlere Bandha – Uḍḍīyānabandha – ausgerechnet dort, wo auch Qìhăi und Kikai gesehen werden.
Allen genannten Tradition ist demnach die Betonung des unteren dantian gemein – und zwar aus körperlicher wie auch aus energetischer Sicht.
In der eigenen Mitte sein
Übung ohne Hara – „leere Technik”
Unabhängig von ihrem Aussehen, ihrer Wirkung und ihrer Virtuosität bleibt eine solche Technik leer und hat keinerlei Wirkung auf die Ganz-Werdung des Menschen.
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